Fragen an die Gemeindevertreter von der BI Logistik Edermünde und die Antwort der Bürgerliste Edermünde:
1) Wie können Gemeindevertreter es mit ihrem Gewissen vereinbaren, wenn sie
einerseits die Belastung der Grifter Bürger durch den Verkehr / Lärm / Abgase
beklagen und an der Hauptstraße durch Grifte LKW zählen, andererseits aber für
die Ansiedelung weiterer Logistikunternehmen stimmen, die ihre LKW als Anlieger
durch Grifte zur A7 fahren lassen dürfen? Auch die Anwohner in Holzhausen
werden durch den zunehmenden Verkehr mehr belastet werden.
Antwort:
„Jede Veränderung birgt Chancen, aber auch Risiken. Im Falle von einem Logistikzentrum in der angefragten Größenordnung teilen wir die berechtigten Sorgen der BI Logistik Edermünde voll und sprechen uns daher dagegen aus.“
2) Offensichtlich wollen die Edermünder nicht noch mehr Gewerbegebiet. Was
müssen die Bürger Ihrer Meinung nach noch alles tun, um dies zum Ausdruck zu
bringen? (Siehe bisherige Aktionen, z. B. Kraftverkehr Nagel)
Antwort:
„Wir sehen das nicht so offensichtlich. Es gibt auch Edermünder denen die Natur und die Verschandelung der Landschaft nachrangig wichtig sind. Entweder liegt das geplante Logistikzentrum hinter der Autobahn oder es ist weit genug weg und ist deswegen nicht so interessant. Aus unserer Sicht müssen viel mehr Bürger durch Transparente, Aufkleber und auf andere geeignete demokratische Weise zum Ausdruck bringen, das es eben nicht egal ist, weil wir nur dieses eine Edermünde haben und nicht endlos Fläche versiegeln können.“
3) Was genau hat die Gemeinde Edermünde und die Bewohnerinnen der Gemeinde
von diesem Logistikzentrum an diesem Ort?
Antwort:
„Lidl hat mit blumigen Worten die Vorzüge des Neubaus beschrieben. Wir sind mehr als skeptisch das die gemachten Versprechungen gehalten werden, auch vor dem Hintergrund des bereits bestehenden Logistikzentrums. Allgemein gehört die Logistik Branche nicht zu den gut zahlenden Branchen, daran ändert auch nicht der etwas erhöhte Mindestlohn von 12,50 € bei Lidl. Hier ist die Armut im Alter trotz lebenslanger Arbeit vorprogrammiert. Das wollen wir so nicht.“
4) Wie viele Edermünder sind im bisherigen Logistikzentrum beschäftigt? Laut
Plakaten wurden dort bereits Arbeitskräfte gesucht – Gibt es überhaupt einen
Arbeitsplatzmangel in Edermünde? (Oder liegt es an
Vergütung/Arbeitsbedingungen dass diese Stellen nicht besetzt werden?)
Antwort:
„Lidl sucht am Standort Edermünde 14 neue Kolleginnen und Kollegen, siehe hierzu Antwort 12 von LIDL.
https://www.bi-logistik-edermuende.de/informationen
Weitere Informationen liegen uns hierzu nicht vor“
5) Wie viele neue Arbeitsplätze würden entstehen und um was für Stellen handelt
es sich dabei? (Sozialversicherungspflichtige Vollzeitstellen? Welche Vergütung?
Welche Arbeitsbedingungen?)
Antwort:
„Lidl spricht von künftig zwischen 300 und 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihrer Regionalgesellschaft in Edermünde, siehe hierzu Antwort 14 von LIDL. Die Logistik Branche ist von einem hohen und immer höher werdenden Automatisierungsgrad geprägt so das diese Mitarbeiterzahl in Zukunft eher reduziert wird.
https://www.bi-logistik-edermuende.de/informationen
Weitere Informationen liegen uns hierzu nicht vor“
6) Wer überwacht in Deutschland den Flächenverbrauch? Wie viel Boden darf
insgesamt noch versiegelt werden, wann ist Schluss - gibt es dazu Grenzwerte?
Warum dürfen gute Böden einfach zugepflastert werden?
Antwort:
In den 26 Jahren von 1992 bis 2018 hat die Bodenversiegelung um insgesamt 4.622 km² zugenommen. Das sind im Durchschnitt 178 km² pro Jahr. Das Ziel der Bundesregierung, den täglichen Flächenverbrauch auf 30 Hektar pro Tag zu reduzieren, liegt in weiter Ferne. Derzeit beträgt der tägliche Flächenverbrauch für Siedlung und Verkehr immer noch bei durchschnittlich 56 Hektar pro Tag. Somit fiel der diesjährige 30-Hektar-Tag auf den 14. Juli. (Quelle Nabu und Umwelt Bundesamt)
„Der Regionalplan Nordhessen ist hierzu die gröbere Planungsebene: https://landesplanung.hessen.de/sites/landesplanung.hessen.de/files/content-downloads/Ostblatt_0.pdf.
Ungeachtet dieser Vorgaben setzt sich die aktuellen große Koalition in Edermünde regelmäßig über diese Vorgaben mit Abweichungsanträgen darüber weg und möchte das Edermünde weiter wächst. Flächen entlang der A49 werden so sukzessive weiter versiegelt. In Gudensberg kann man sich heute bereits ansehen, wohin das führt. Immer schneller und in immer kürzeren Zeitabständen werden so immer mehr Flächen unwiederbringlich zerstört und Edermünde so langsam zu einer Stadt umgebaut. Hierzu haben alleine die Bürger am 14.03.2021 die Möglichkeit, ein deutliches Zeichen zu setzen und diese politische Richtung zu beenden und wieder verstärkt auf Nachhaltigkeit und ein nachhaltiges Wachstum zu setzen.“
7) Bei der betroffenen Fläche handelt es sich um besten Ackerboden. Boden ist
eine begrenzte Ressource, wir tragen hier die Verantwortung für künftige
Generationen. Wohin soll die bisher dort betriebene Landwirtschaft ausweichen?
Ausgleichsland wäre notwendig, aber der Boden ist begrenzt (und nicht überall so
fruchtbar wie hier). Durch Lidl geht immer mehr wertvolles Ackerland verloren.
Antwort:
„Überall dort, wo Landwirtschaftliche Flächen in versiegelte Flächen umgewandelt werden, stirbt auch ein Stück Landwirtschaft. In weiten Teilen der Landwirtschaft gilt heute noch das Motto „wachse oder weiche“. Hierzu tragen alle Ebenen bis zur EU Ebene ihren Anteil durch gezielte Subventionen bei. Die Gesellschaft muss lernen, das 1KG Schweinefleisch nicht nachhaltig für 2 € im Supermarkt zu haben ist. Hier muss auf vielen Ebenen neu gedacht und neue, nachhaltige Wege beschritten werden. Hierzu möchten wir Politik, Bevölkerung und Landwirtschaft stärker in Edermünde zusammen bringen und im Dialog stärker auf regionale und saisonale Vermarktung setzen. Was ist uns eine gepflegte Natur Wert? Grün angemalte Logistikhallen und das betriebene Greenwashing sind hier aus unserer Sicht nicht der richtige Weg für Edermünde.“
8) Verbraucher fragen verstärkt nach regionalen Produkten - wo sollen diese
angebaut werden, wenn beste Flächen rücksichtslos versiegelt werden? (Durch
Corona wurde einmal mehr deutlich, wie wichtig eine lokale Versorgung und mehr
Unabhängigkeit von Lieferungen aus dem Ausland ist.)
Antwort:
„Strom kommt aus der Steckdosen und landwirtschaftliche Erzeugnisse aus dem Supermarkt und der Tiefkühltruhe. So denken heute leider noch viele. Wer Logistikzentren mit 12,50€ Mindestlohn möchte, der nimmt auch in kauf, das diese Familien keine andere Chance haben als beim Kauf im Supermarkt allein auf den Preis zu achten. Das ist also das Gegenteil von qualitativen regional und saisonal erzeugten Produkten.
9) Wurden auch andere Standorte geprüft und mit welchem Ergebnis?
Antwort:
"Siehe hierzu Frage 21 von LIDL.
https://www.bi-logistik-edermuende.de/informationen
Weitere Informationen liegen uns hierzu nicht vor“
10) Was ist mit der Wohnqualität und Attraktivität in Edermünde?
Antwort:
„Aus unserer Sicht wird durch das mit dem Logistikzentrum erhöhte Verkehrsaufkommen und der Verschandelung der Landschaft die Wohnqualität und Attraktivität in Edermünde und Baunatal sinken. Gegenstimmen sagen Edermünde durch das Logistikzentrum steigende Gewerbesteuern und Arbeitsplätze voraus. Aus den Erfahrungen mit dem bestehenden Logistikzentrum lehnen wir weitere solcher Vorhaben ab. Unserer Gemeinde geht es auch ohne weitere Gewerbesteuern aus dieser Branche gut, insbesondere dann, wenn man auf der Ausgabenseite Prunkbauten unterlässt und sich auf das wesentliche fokussiert. Darüber hinaus bedeutet Attraktivität und lokale Produktion ebenfalls weitere Einnahmen auf vielerlei Seiten sowie zufriedene Bürger für die Gemeinde."
11) Ländlicher Raum wird zerstört, wollen wir das?
Antwort:
„Es gibt Menschen die lieber in einer Stadt wohnen als auf dem Dorf. Beides hat Vor- aber auch Nachteile. Immer schneller wird das Wachstum von Edermünde mit Stimmen der großen Koalition in Edermünde vorangetrieben. Hierzu wird auch gezielt auf der Edermünder Homepage aufgefordert: https://edermuende.de/begruessung/
Die Bürgerliste Edermünde setzen hier auf ein nachhaltiges Wachstum mit Augenmaß und nicht auf ein Wachstum um jeden Preis. Derzeit wachsen wir über die im Regionalplan gesetzten Grenzen hinaus und es ist kein Ende in Sicht. Der Mehrgenerationenspielplatz in Besse ist ein weiteres Beispiel hierfür.
12) Ist Ihnen die Gesundheitsgefährdung durch Lärm und Stress bekannt?
Antwort:
Ja, ist bekannt und teilweise auch im Selbstversuch über einen längeren Zeitraum leidvoll erfahren. Wir setzen uns deswegen für die Gesundheit der Bevölkerung ein und stellen die Gesundheit der Bevölkerung über Einzelinteressen von Gewerbebetrieben. Durchfahrtsverbote werden derzeit mit vielen Ausnahmegenehmigungen durchlöchert und ad absurdum geführt. Wir setzen uns für transparente und klar verständliche Regelungen bei den Ausnahmegenehmigung ein. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Entsprechende Anträge sind bereits gestellt, werden jedoch regelmäßig mit Stimmenmehrheit auf die lange Bank geschoben und über Jahre in Ausschüssen verschleppt. Wir bleiben dennoch am Thema dran. Es gilt, wie so oft, je mehr Stimmen Missfallen äußern, desto eher werden sie gehört."